Samstag, 10. September 2016
SCHLANGENTRAUMA
Emma Molchin
Beraterin für Alles
Trägerin aller Preise

Sicher denkt meine Fangemeinde, jetzt kommt etwas über Schwarze Mambas, Puffottern, Vipern, Taipans,
Kobras, Boa Constrictors oder Anakondas. Dies ist ein typischer Fall von Denkste!
Es gibt Papierschlangen, Lakritzschlangen, Autoschlangen usw. Doch im Folgenden möchte ich auf eine von uns allen sehr geliebte Schlange eingehen.....

Die Warteschlange im Supermarkt!

Wir alle kenne die Situation: Samstags kurz vor Ladenschluß, es herrscht Krieg im Supermarkt. An den Krabbeltischen mit überteuerten Sonderangeboten prügeln sich Frauen um die letzten Reste, andere füllen ihren Einkaufswagen, und machmal auch die tiefen Taschen des Mantels, völlig sinnfrei, bis der Maschendraht des Einkaufswagens sich verbiegt und der Pfandeuro ängstlich herausspringt . Beim Wurststand sind Sanitäter im Einsatz, aber es war nur eine geplatzte Blutwurst, die einem Rentner über die Glatze läuft.
Die Claims wurden abgesteckt, es gibt Sieger und Besiegte. Sie atmen ein paar mal durch und auf zum
nächsten Kampf: Wer ist Erster an der noch einzig geöffneten Kasse, ein hochsensibles Nadelöhr. Selbst bei hochbetagten Rentnerinnen mit zwei künstlichen Hüften und ebensolchen Kniegelenken, der Arthrose sei Dank, entdeckt man plötzlich Sprinterqualitäten mit dem Geriatric Walking Modell ( Gehhilfe für Ältere ).
An der Kasse beginnen schon die ersten Positionskämpfe. Mayer drückt Schulze weg, Schulze den Müller usw. Ist nur ein klein wenig Platz auf dem Kassenlaufband, türmen sich die eroberten Waren wie Schätze. Das Piepstakkato an der Kasse läßt Trommelfelle ins Innenohr sich wölben, nur die Schwerhörigen genießen den Vorteil.
Nach dem Abschluß der Platzierungen stülpt sich das Innere der verschiedenen Gesellschaftsschichten, die
sich sonst nie so eng auf die Pelle rücken, nach außen. Der erste schiebt den Einkaufswagen, sich seines Sieges voll bewußt, es fehlt nur der Siegerwurstkranz mit Loorbeer auf seinem Haupt, vor die Kasse zur Schmuggelkontrolle. Als nächstes seht ihr den Bauarbeiter, der sich mit Hilfe von Flachmännern an der Sendung " Pimp my Wife "
bewerben möchte. Gleich dahinter eine Mutter mit quengelndem Kind, damit ihr Alter wegen des Wartens
aufs Abendessen das Kind nicht verprügelt. In den nächsten Positionen gestonete Junkies, die Red Bull als
Ersatzstoff in Krisensituationen, meist finanzieller Natur, auserkoren haben und deren Dealer, der einen
Großeinkauf von Backpulver tätigt, um seinen Umsatz zu steigern, damit er mehr Steuern zahlen kann. Ist der im Backwahn ( nicht Baghwan, Du Eumel)?
Selbstversständlich ist auch unsere Kampfrentnerin da und sie versucht verzweifelt, mit ihrem Geriatric
Walking Modell das Nadelöhr zu passieren, aber da hat sie diesmal keine Chance. Nicht ein Millimeter
gewonnenes Terrain wird preigegeben.
Eingestreute Farbtupfer mit den in Jogginganzügen gehüllten Hartz 4/5 und 6 - Empfängern und ein Extremblogger bilden den Abschluß. Letztgenannter nützt den Paprikastand, um sein Laptop aufzubauen und mittels UMTS die Mails zu checken und letzten Kommentare zu lesen. Das weitere Geschiebe von achtern und diverse körperliche Verweise lassen ihn unbeeindruckt. Hier, im Kampfgebiet, hat das Bloggen seinen zusätzlichen, erotischen Reiz und gibt den Extrakick
Die ohnehin schon explosive Stimmung ereicht ihren Höhepunkt, als die Kassiererin an die Nebenkasse
wechselt, um Pfandflaschen abzurechnen. Mordlüsterne Augenpaare ruhen auf der Kundin, die nicht in der Schlange war! Die ersten Messer werden gewetzt, aber schon ist die Kassiererin zurück. Das
Voneinemfußaufdenanderentreten wechselt vom Dreivierteltakt in einen aggressiven Tangorhythmus mit eingestreuten Pasa Doble - Anteilen in melodischem Einklang mit dem Gepiepe der Kassiererin. In Salamitaktik nahm die Schlange an Masse ab. Doch es ist ein Circulum Vitiosum, die nächsten Kämpfe haben
begonnen.....

Eure Emma Molchin

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